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Unser Weg zur Hofschlachtung - Teil 3




Durch Corinnas Bekanntschaft zu Ernst Hermann Maier und seinen Verein Uria e.V. wussten wir also, dass es für die Schlachtung einen anderen, besseren, Weg gibt. Die Frage war nun, wie wir das bei uns auf dem Hof umsetzen können?


Klar war, dass diese Form der Schlachtung ein wichtiger Teil unserer Direktvermarktung werden sollte, aber auch diese galt es ja erst noch aufzubauen. Klar war darüber hinaus, dass wir Partner in unserer Region brauchten, die in die gleiche Richtung wie wir dachten. Wir erarbeiteten also ein Konzept und gingen auf die Suche, eine der zentralen Fragen dabei: Wer könnte unser Metzger sein? Es gab einige Anforderungen, die die Auswahl schon sehr einschränkten:

  • Die Metzgerei musste in der Nähe liegen, denn damals durften laut geltendem Recht nur maximal 45 Minuten zwischen dem Entbluteschnitt, also dem Töten, und dem Start der Weiterverarbeitung beim Metzger liegen.

  • Die Metzgerei musste offen für die Teilnahme am Bio-Zertifizierungsprozess sein bzw. bereits selbst bio-zertifiziert sein.

  • Und zu guter Letzt musste die Metzgerei auch der Hofschlachtung bzw. teilmobilen Schlachtung gegenüber aufgeschlossen sein.


Corinnas Eltern erinnerten sich hier an die Landmetzgerei Rausch in Limbach-Krumbach, mit der sie bereits zusammengearbeitet hatten bevor der Absatz von Rindfleisch durch die BSE-Krise im Jahr 2000 einbrach und die Direktvermarktung auch wegen gesundheitlichen Problemen von Corinnas Vater eingestellt wurde. Sie stellten also den Kontakt wieder her und kurze Zeit später hatten wir einen sehr positiven Termin mit Andreas Scholl dem damaligen Junior-Chef und heutigen Inhaber der Metzgerei. Andi hatte bereits Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Bio-Direktvermarktungsbetrieben und tatsächlich gab es auch von deren Seite bereits Bestrebungen die Hofschlachtung umzusetzen. Das hörte sich auf jeden Fall schonmal alles sehr gut an! Endgültig überzeugt hat uns dann die Rindswurst der Metzgerei, die super lecker schmeckte und Ausdruck der Qualität und Liebe zum Metzgerhandwerk, die die Metzgerei Rausch an den Tag legt, war. Einer der wesentlichen Eckpfeiler war also gefunden!


Parallel hatten wir in dieser Phase bereits Kontakt mit dem Landratsamt Miltenberg aufgenommen, um zu klären, unter welchen Voraussetzungen wir die Hofschlachtung bei uns umsetzen könnten. Tatsächlich bekamen wir auch prompt die Info, dass eine teilmobile Schlachtung in unserem Landkreis grundsätzlich nicht möglich sei. Und das obwohl das EU-Recht damals die teilmobile Schlachtung bereits vorsah - unter hohen Auflagen zwar, aber die pauschale Ablehnung unserer Anfrage entbehrte jeder Grundlage. Zumal es damals in Deutschland und auch in Bayern bereits Landwirte gab, die diese Form der Schlachtung praktizierten. Diese Antwort war jedenfalls sehr ernüchternd und außerdem schaffte die damalige Rechtslage, die u.a. noch ein Entbluten im geschlossenen Raum vorsah, sehr hohe bzw. für uns alleine zum damaligen Zeitpunkt unüberwindbare Hürden. Zum Beispiel hätten wir alleine für einen gesetzeskonformen Anhänger damals schon 70.000€ ausgeben müssen. Ich erinnere mich noch an ein Telefonat mit einem österreichischen Pionier der mobilen Schlachtung, der einen LKW für die mobile Schlachtung für 300.000€ anbot und mir riet eine Erzeugergemeinschaft mit ca. 50 Landwirten ins Leben zu rufen. Das hätte sicherlich Jahre gedauert und die Wahrscheinlichkeit eine solch große Anzahl an Landwirten ins Boot zu bekommen erschien mir doch relativ gering. Gleichzeitig verfügten wir nach dem Großbrand an unserem Stall im Jahr 2018 nicht über das Kapital um hier im großen Stil zu investieren.


Und so entschieden wir uns schweren Herzens im Juli 2021 unsere Direktvermarktung ohne Hofschlachtung zu beginnen, nicht ahnend, dass nur 2 Monate später die Welt ganz anders ausschauen würde. Aber dazu mehr im nächsten Teil...


*) Auf dem Bild oben seht ihr das Rind aus unserer ersten Direktvermarktungskampagne, das wir dann im September 2021 gemeinsam mit einer Kuh zu unserem Metzger begleitet haben.



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